Der Auftragseingang der Mitglieder der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) im Inland lag 2023 mit 24,3 Milliarden Euro um rund 16 Prozent über dem Vorjahreswert von 21 Milliarden Euro. Dieser Wert stellt einen langjährigen Höchststand dar und speist sich sowohl aus Groß- und Megaprojekten für nachhaltige Anlagen als auch aus Aufträgen für Service und Ersatzteile. „Der Einsatz innovativer Technologien in der Projektabwicklung sowie die strategische Ausrichtung der Unternehmen auf neue Märkte und klimaschonende Technologien hat wesentlich zu diesem Wachstum beigetragen“, nennt Jürgen Nowicki, Vorsitzender der AGAB und CEO von Linde Engineering, die Gründe für den Aufschwung.
Der inländische Auftragseingang im Großanlagenbau stieg 2023 um 45 Prozent auf den Rekordwert von 9,6 Milliarden Euro. Neben einer Vielzahl von Klein- und Serviceaufträgen aus dem Energiesektor waren mehrere Großaufträge für langlebige Anlagen, insbesondere aus der Stahlindustrie, für diese Entwicklung verantwortlich. Die Auftragseingänge aus dem Ausland lagen mit 14,8 Milliarden Euro um 2,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Damit gelang es den AGAB-Mitgliedern, den Wegfall des russischen Marktes sowie die rückläufige Nachfrage aus China und Indien durch die Gewinnung neuer Kunden in anderen Weltregionen zu kompensieren.
Besonders erfolgreich waren die VDMA-Großanlagenbauer 2023 in Westeuropa und Nordamerika. Dort verbuchten die Unternehmen Aufträge im Wert von 7,7 Milliarden Euro. Größter Einzelmarkt waren die USA mit Bestellungen von 2,4 Milliarden Euro, gefolgt von Italien mit 1,1 Milliarden Euro und Großbritannien mit 860 Millionen Euro. Auf dem US-Markt wirkten sich die Investitionsanreize des Inflation Reduction Act positiv auf die Ausrüstungsnachfrage aus. Nowicki weiter: „Die Zahlen belegen, dass es unseren Mitgliedern in kurzer Zeit gelungen ist, den Wegfall vormals wichtiger Märkte zu kompensieren. Der Schlüssel dazu ist Agilität: Anlagenbauer haben ihre Organisation so aufgestellt, dass sie flexibel in volatilen Märkten agieren können.“
Künstliche Intelligenz beflügelt derzeit die Phantasie vieler Unternehmen. Auch der Großanlagenbau beschäftigt sich intensiv mit KI und testet verschiedene Szenarien zur Produktivitätssteigerung. Nowicki erklärt: „Erhebliche Fortschritte durch den Einsatz von KI konnten bereits bei der Programmierung von Anlagen und bei der Softwareentwicklung erzielt werden.“ Die Mitglieder der AGAB beobachten die dynamische Weiterentwicklung der Technologien und beschäftigen sich mit neuen Anwendungsfeldern, etwa im Bereich des Projekteinkaufs und dem Engineering. „Perspektivisch verspricht KI dem Anlagenbau signifikante Produktivitätssprünge, indem sie Ingenieure bei der Durchführung komplexer Planungsaufgaben unterstützt“, ergänzt der AGAB-Vorsitzende.
Die Mehrheit der AGAB-Mitglieder rechnet 2024 mit konstanten oder steigenden Umsätzen und ist auch beim Auftragseingang optimistisch, insbesondere was die Nachfrage aus Europa betrifft. Diese Zuversicht gründet sich auf die Tatsache, dass der VDMA Großanlagenbau seinen Kunden neue Technologien anbieten kann, um saubere Energie zu erzeugen und industrielle Prozesse zu dekarbonisieren. Hinzu kommen die Potenziale, die sich aus dem Servicegeschäft und aus Technologien wie der künstlichen Intelligenz ergeben. „Die Aussichten im Großanlagenbau sind vielversprechend, schließlich kommt dem Industriezweig bei der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels eine Schlüsselrolle zu. Das eröffnet Wachstumsperspektiven, wobei Klimaneutralität das gemeinsame Ziel aller AGAB-Mitglieder ist“, lautet das ermutigende Fazit von Jürgen Nowicki.
